Update 06.09.2016: Die DieWebAG hat in Person von Herrn Wirtz in den Kommentaren auf den Blogeintrag geantwortet. Ich bin auf seinen Kommentar eingegangen und habe erklärt, warum ich diesen Beitrag nicht löschen werden. Hier geht es zum Update.

Normalerweise ziemt es sich ja nicht über Wettbewerber und deren für meine Begriffe zumindest zweifelhafte Methoden zu bloggen, aber heute ist mir ein so dreister Fall über den Weg gelaufen, dass ich nicht umhinkomme, dieses Vorgehen der „DieWebAG“ einmal zu kommentieren.

Es geht hier explizit nicht darum, die Arbeit der „DieWebAG“ als SEO Agentur zu bewerten, sondern um deren Vorgehen bei der Kundenakquise. Wer Probleme mit einer der Dienstleistungen der „DieWebAG“ hat, der sollte sich an einen Anwalt mit Erfahrungen im Rechtsstreit mit der „DieWebAG“ wenden.

Zum Fall: Kaltakquise durch „DieWebAG“

Im Rahmen einer Kaltakquise (ob so etwas seriös ist oder nicht, muss jeder für sich selber bewerten) ist einer unserer Kunden heute Morgen angeschrieben worden. Das ist an sich nicht wirklich schlimm – so etwas passiert ja schließlich jeden Tag.

Allerdings entsteht hier meines Erachtens durch das Schreiben und durch die unvollständige Darstellung der Ist-Situation der Kundenwebseite der Eindruck, dass dem Kunden suggeriert werden soll, dass die ihn betreuende SEO-Agentur unseriös arbeite oder aber ihn nicht richtig betreut.

Dass der Kunde durch uns als SEO-Agentur betreut wird, ist den Kollegen der „DieWebAG“, sicher bewusst, denn das persönliche Anschreiben an den Kunden setzt einen Blick ins Impressum voraus – in dem wir entsprechend genannt sind.

Hier die Kontaktaufnahme mit unserem Kunden:

Na ja,
die Grafik gibt auf jeden Fall nicht das wieder, was im Fließtext suggeriert wird:
Am 05.05.2014 werden in der Grafik gut 40 Keywords angezeigt – am 09.02.2015 ca. 60.

Das ist bei mir ein Plus von 20 und nicht der suggerierte Wert von -148.

Ein Grund dafür ist eigentlich nicht ersichtlich, kann aber wohl vermutet werden.

Da ich aber immer wohlwollend bin, gehe ich einfach von einem Irrtum aus oder vielleicht davon, dass die Funktionsweise des benutzten Tools den „Vertriebsmitarbeitern“ vielleicht nicht ganz bekannt ist.

Daher hier die richtigen Daten:
05.05.2014 – 09.02.2015
Verschlechterte Rankings:    11
Verlorene Keywords:            11
Summe:                               22

Die Verschlechterung und der Verlust von Keywords sind zusammen 22 und nicht 148.

Aber nichtsdestotrotz ein Rückgang. Hier wollte „DieWebAG“ meiner Ansicht nach anscheinend dem Kunden suggerieren: mit der Seite geht es bergab.

Aber da ja jede Medaille bekanntlich 2 Seiten hat, macht es natürlich vorher Sinn die Verbesserungen einmal gegen die aufgezeigten Verluste zu stellen.

Das wird von den Vertrieblern der „DieWebAG“ leider nicht erwähnt – aber wir wollen das gerne nachholen:
Verbesserte Rankings:        86
Neue Keywords:                 100 (mehr zeigt Sistrix in der Liste nicht an)
Summe:                             186

Die verbesserten Rankings sind auf jeden Fall deutlich mehr als die verschlechterten Rankings.

Wenn hier nun also nun auf der Grundlage unzureichender Information im Wege der Kaltakquise auf angebliche Missstände aufmerksam gemacht werden soll und dann eigene Dienste angeboten werden, ist das in meinen Augen zumindest bemerkenswert.

Für diejenigen, die sich nun berechtigte Frage stellen „Was waren das denn für Begriffe die weggefallen sind und was waren das für Begriffe die dazugekommen sind – wie ist die Wertigkeit der Begriffe denn?“ gibt es hier das Bild vom Sichtbarkeitsindex – der Wert, der Zugänge und Abgänge bei den Keywords sicherlich am besten darstellt:

Die Entwicklung der Seite im von der „DieWebAG“ aufgezeigten Zeitraum von Mai 2014 bis heute ist mehr als ordentlich. Die Aussage der „DieWebAG“, dass sich in diesem Zeitraum „148 Keywords aus den Rankings bei Google in den Positionierungen verschlechtert“ haben ist schlichtweg falsch.

Eigentlich sollte man aufgrund der Erfahrungen, die die „DieWebAG“ laut eigener Aussage vorzuweisen hat, davon ausgehen, dass so eine unvollständige Wiedergabe von Fakten nicht erfolgen dürfte.

Der Nachsatz „Gab es hierfür einen besonderen Grund oder war Ihnen dies bis zur heutigen E-Mail gar nicht offensichtlich bewusst?“ hinterlässt aber bei mir auf jeden Fall einen etwas faden Beigeschmack.

Dass dann im weiteren Textverlauf die eigene SEO-Dienstleistung angeboten wird, rundet das entstandene Bild ab:

Ich bin ehrlich: ich war sehr versucht dort anzurufen und mir Potenzial und transparente Angebote einmal anzuhören…

Da ich aber nicht geneigt bin, bei anderen Agenturen kostenlose Infos zu erhaschen oder aber von deren SEO-Arbeit zu profitieren, habe ich auf die Rückfrage verzichtet.

Warum ich das schreibe: weil ich mich ernsthaft geärgert habe über das Vorgehen der „DieWebAG“ und weil ich ein solches Vorgehen für grob irreführend halte.

Rein rechtlich sind die Kaltakquise sowie die Unvollständigkeit bei der Information über die Seitenanalyse und die dadurch meiner Auffassung nach entstehende unrichtige Einschätzung der Situation durch den Leser möglicherweise nicht angreifbar.

Da die Agentur als Mitglied im BvdW die Selbstverpflichtung mit Regelungen für Suchmaschinenoptimierung nicht unterschrieben hat, kann man auch da sicherlich nicht von einem Vergehen gegen die Regeln des BvdW sprechen.

Moralisch hingegen ist nach meiner Überzeugung solch ein Vorgehen sicherlich fragwürdig.

Zum Abschluss:
Wir haben einen guten Draht zu unseren Kunden und diese sind mit unserer Arbeit i.d.R. äußerst zufrieden. Das äußerte sich heute Morgen auch dadurch, dass mir das Schreiben der „DieWebAG“ von meinem Kunden mit den Worten „Ich weiß nicht was die wollen, ist aber auch egal die Seite läuft super aber vielleicht interessiert Dich das ja“ weitergeleitet wurde…

Alleine die organischen Zugriffe auf die Seite haben sich übrigens im o.a. Zeitraum im Vergleich zum Vorzeitraum mehr als verdoppelt…

Update
auf den Kommentar von G.Wirtz von der DieWebAG vom 02.09.2016

Hallo Herr Wirtz,

ich kann nachvollziehen, dass Ihnen der Beitrag über DieWebAG nicht gefällt – und ich will auch ehrlich sein: auch ich habe zwischendurch schon einmal darüber nachgedacht, den Beitrag „DieWebAG: Kaltaquise, Abzocke oder nur ein Irrtum?“  eventuell zu löschen.

Dies allerdings nicht, weil ich mittlerweile inhaltliche Bedenken hatte!

Die Überlegung entstand trotz der Tatsache, dass Sie sich nicht entschuldigt haben und mich stattdessen bedroht haben – und bei der Bedrohung ging es nicht, wie von Ihnen suggeriert, um eine Nutzung Ihnen möglicherweise zustehender Rechtsmittel… — aber lassen wir das.

Unglücklicherweise hat die DieWebAG  genau zu jenem Zeitpunkt, zu dem ich überlegte den Artikel zu löschen,  einen weiteren Kunden von mir angeschrieben.

Auch in diesem Schreiben ist es wieder dazu gekommen, dass die von der DieWebAG gemachten Aussagen so irreführend waren, dass die Frage, ob das bewusste Irreführung oder Abzocke oder nur wieder ein bedauerlicher Irrtum war, für mich unbeantwortet blieb.

Genau daher habe ich mich zur Beibehaltung des Artikels entschieden.

Damit Sie wissen, wovon ich rede ist es sicherlich hilfreich und zulässig, wenn ich an der Stelle ein wenig aus dem neuerlichen Schreiben an einen meiner Kunden zitiere und mir erlaube, dieses auch zu kommentieren.

Das Schreiben begann so:

Sehr geehrter [Kundenname],
wie Sie wissen haben wir im Rahmen unserer Vorbereitungen auf die diesjährige [Messename], eine Konkurrenzanalyse in der [Branche] durchgeführt.
Diese, auf Ihr Unternehmen bezogene Analyse, würden wir gerne in einem persönlichen Termin / Telefonat besprechen und unsere Vorschläge für die Strategie einer Optimierung Ihres Internetauftritts unverbindlich darlegen.
Wir, DieWebAG©, sind eine Agentur für Suchmaschinenoptimierung mit Hauptsitz in Köln. Als langjähriger Google Partner blicken wir mit Stolz auf über 3000 erfolgreiche SEO-Projekte in allen Teilen der D-A-CH Region zurück. Natürlich sind wir stets auf der Suche nach weiteren spannenden und erfolgsversprechenden Kundenprojekten und sind dabei auch auf Ihre Seite gestoßen.

Der Verweis auf Ihre Google Partnerschaft in Kombination mit der Durchführung erfolgreicher SEO-Projekte ist leider etwas unglücklich. Im Bereich der Suchmaschinenoptimierung gibt es schlichtweg kein Google Siegel und keine Google Partnerschaft.

Ich will der DieWebAG nicht unterstellen, dass Sie bewusst forciert, dass der Eindruck entsteht, Sie sei ein Geschäftspartner von Google oder anderweitig mit Google verbunden.

Ich stelle lediglich fest, dass sich die Google Partnerschaft der DieWebAG auf Google Adwords bezieht und das so für den Kunden missverständlich sein kann. Sowohl Google selber als auch der Bundesverband der digitalen Wirtschaft legen großen Wert darauf, dass es in diesem Bereich zu keiner missverständlichen Nutzung der Google Partnerbezeichnung kommt.

Weiter im Text:

Eine erste Vorab-Analyse hat ergeben, dass die Sichtbarkeit Ihrer Website bei Google noch deutliches Optimierungspotenzial aufweist. Die Entwicklung scheint, im Vergleich zu der Konkurrenz, aus unserer Sicht nicht optimal verlaufen zu sein:

Bild: Sichtbarkeitsverlauf Ihrer Website in den vergangenen Monaten im Konkurrenzvergleich

Irgendwie scheint es bei der DieWebAG mit der Interpretation und Nutzung der Sistrix Sichtbarkeit zu hapern…

Durch den unglücklichen Vergleich einer neuen Internetseite (neuer Shop, ca. 15.000 Produkte)  mit dem Internetauftritt von hitmeister.de (einem seit Jahren am Markt aktiven Internetkaufhaus mit 13,4 Millionen Produkten und somit KEINEM Konkurrenten und Wettbewerber und daher einem überaus unglücklichen Vergleichsbeispiel) wird dem Kunden m.E. suggeriert, dass es bei seiner Seite keinerlei Entwicklung gibt.

Der vermittelte Eindruck: Die blaue Linie stagniert bei „0“.

Das hat mich wieder zu der Ausgangsfrage gebracht, ob hinter der Form der Vergleichsdarstellung ein System, Abzocke oder wieder ein Irrtum liegt, denn die tatsächliche Sichtbarkeitskurve des Kunden sieht so aus (selber Zeitraum):

 

Die Aussage „Die Entwicklung scheint, im Vergleich zu der Konkurrenz, aus unserer Sicht nicht optimal verlaufen zu sein“ erschließt sich für mich so nicht. Wie sollte denn eine Entwicklung einer neuen Seite sonst aussehen?
Ich persönlich finde diese Entwicklung für eine neue Seite recht normal – und die Himmelsrichtung stimmt auch…

Sie werden sicher verstehen, dass ich etwas irritiert war über die unglücklich gewählte Vergleichsgrafik – gerade unter dem Aspekt, dass Sie mir im Zusammenhang mit dem anderen Fall von einem einmaligen Irrtum berichtet haben.

Dennoch habe ich der DieWebAG zugestanden, dass trotz der gemachten negativen Erfahrung hier wiederum nur ein Irrtum und keine Abzocke vorliegt, vor allen Dingen da die DieWebAG das nette Bild Ihrer angeblich zuständigen Online-Marketing-Beraterin Frau Bettina Müller gleich mitgesendet hat.

Die junge Dame kommt so nett und so höflich rüber, dass es schwerfällt, zu glauben da sei so etwas wie Absicht im Spiel gewesen….

Freundliche Grüße aus Köln
Bettina Müller

Online Marketing Beraterin

Aus reinem Brancheninteresse habe ich mir erlaubt einmal nach der Online Marketing Beraterin der DieWebAG zu googeln – und um Ihr gegebenenfalls zu antworten, dass ihre Analyse der Ist-Situation sehr missverständlich gewählt worden sei und bei Kunden Irritationen auslösen kann die wahrscheinlich so nicht gewollt sind.

Unglücklicherweise musste ich feststellen, dass es Frau Müller, jedenfalls mit dem verwendeten Foto, so nicht gibt…
Das Foto kommt aus einer Fotodatenbank (https://de.dreamstime.com/stockfoto-europische-frau-image45365539)

und wird u.a. auch auf Tattoo – Entfernungs-Ratgebern verwendet:

Sie werden sicherlich verstehen, dass die Verwendung eines gekauften Bildes mit der Suggerierung es handele sich um eine Originalaufnahme der Mitarbeiterin weitere Irritationen bei mir ausgelöst haben.

In der Summe der unglücklich zusammenkommenden Komponenten konnten Sie mich leider nicht davon überzeugen, den Artikel „DieWebAG: Kaltaquise, Abzocke oder nur ein Irrtum?“ zu löschen.