Am 9. Mai 2019 fand die Konferenz für Online-Optimierungen, die Conversion Roadshow, im Kölner Rheinenergiestadion statt und bot vielfältige Vorträge zu den Themen Conversions, UX als Strategie und Wahrnehmung, Psychologie und Personalisierung im digitalen Zeitalter. SEA-Experte Simon Kapteina von Online-Profession war mit dabei.

Die Kunst der digitalen Inszenierung – Karl Kratz

Die Konferenz startete nach der Begrüßung mit der Keynote von Karl Kratz zum Thema „Die Kunst der digitalen Inszenierung“ mit einem grundlegenden aber dennoch tiefgreifenden Einblick ins Online-Marketing. Kratz ist seit 1996 aktiv in der Branche tätig, hat viele Änderungen miterlebt und zahlreiche Ratgeber verfasst.

In seinem Vortrag sprach er vor allem über die Eckpfeiler der kognitiven Leichtigkeit bezüglich des Online-Marketings: Bedienbarkeit und Verständlichkeit – beides enorm wichtige Aspekte für den Nutzer. Sein Beispiel für 

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das Prinzip „Es gibt keine schlechte Publicity!“ war Rammsteins Musikvideo zu „Deutschland“. Vielfach kontrovers in den Medien diskutiert zeigt sich hier, dass auch auf den ersten Blick negativ erscheinende Präsenz positive Auswirkungen etwa auf die Bekanntheit und Aktualität haben können. Nichtsdestotrotz muss damit natürlich vorsichtig umgegangen werden. Zwischen gekonnter Inszenierung und bewusster Illusion bewegt sich laut Kratz der Streetart-Künstler Banksy. Bestes Beispiel hierfür dürfte wohl das sich selbst schreddernde Bild kurz nach dessen Versteigerung sein. Bei allen Fällen gilt gleichermaßen: Das erklärte Endziel von Kampagnen und Strategien zur erfolgreichen medialen Platzierung ist die Omnipräsenz.

Was künstliche Intelligenz für E-Commerce-Experten bedeutet – Tina Nord & Kathleen Jaedtke

Tina Nord von EyeEm und Kathleen Jaedtke von Hubspot sind der Frage nachgegangen, „Was künstliche Intelligenz für E-Commerce-Experten bedeutet“. In ihrem Rückblick über die aktuellen Entwicklungen seit 2018 sprachen Sie u.a. über die mit der Weiterentwicklung der KI einhergehenden Ängste der Gesellschaft: Das Ausmaß der Chancen und Risiken ist in diesem Feld bisher noch unklar. Befürchtet werden unter anderem Diskriminierungen und Arbeitsplatzverlust –  vor allem bei Arbeitnehmern mit niedrigerer Qualifikation. Dem gegenüber stehen wiederum potenzielle Wert- und Arbeitsplatzschaffungen, u.a. im Bereich des E-Commerce. In der Branche der künstlichen Intelligenz liegen China und die USA im Wettbewerb bereits sehr weit vorne. Weiter erläuterten die Sprecherinnen, dass man in der Zukunft darauf achten sollte, dass auch Frauen und Minderheiten KIs programmieren. Bisher sei eine ausreichende Diversität bezüglich Geschlecht, Rasse, etc. für eine ganzheitliche Abbildung der Gesellschaft noch nicht gegeben. Diversität müsste daher bereits beim Entwicklerteam beginnen, um einer einseitigen Vorprägung vorzubeugen. Als zukunftsweisend wurden in diesem Zusammenhang allem voran Gesichtserkennungstechnologien genannt, die eine Personalisierung von Werbung ermöglichen können. Das würde sogar Angebote speziell für die jeweilige Laune des Konsumenten ermöglichen. 

Warum du der Disruption machtlos gegenüber stehst, und wie du das änderst! – Ben Harmanus

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Für Ben Harmanus von konversionsKRAFT war bei seinem Vortrag „Der Tsunami-Effekt: Warum du der Disruption machtlos gegenüber stehst, und wie du das änderst!“ klar, dass man auch kleine Störungen analytisch bemerken muss, selbst wenn diese wie bei einem Seebeben erst unentdeckt bleiben. Sonst sei man am Ende überrascht, wie die Disruption die Conversion-Rate auf einmal überrollt.

Zudem wird im zukünftigen E-Commerce viel mit geografischen Daten gearbeitet. Passend dazu nehmen Zalando, Amazon und Co. jetzt schon den traditionellen Einzelhandel ins Visier und bieten immer häufiger physische Shops an, um ihre virtuellen Online-Angebote strategisch zu ergänzen. Im Fokus dieser Entwicklung steht die Sicht des Konsumenten – wie eben auch seine Wahl zwischen der Online-Bestellung und dem lokalen Shop-Einkauf. Erfolgreiche Unternehmen werden ihre Vorteile bewusst weiter ausspielen. Der Unterschied zu weniger erfolgreichen Firmen liegt dabei in der Bereitschaft Fehler als natürlich und sogar sinnvoll zu erachten. Nur so kann ein Unternehmen weiter wachsen und sich stetig verbessern. Eine gewisse “Fehlerkultur” ist also mehr als nützlich.

Conversion-Talk: David Odenthal & Johannes Ceh

Vor der Mittagspause diskutierten David Odenthal, der Konferenz-Veranstalter, und #ValueEnhancer Johannes Ceh schließlich kurz über digitale Transformation. Ergebnis der Gesprächsrunde war, dass Entscheider technisch nicht affin genug seien, um das volle Ausmaß ihrer Online-Entscheidungen erfassen zu können. Im Zweifelsfall wollen sie viel umgesetzt sehen, was jedoch zu einer Überforderung des Kunden führen kann. Auch hier stellte sich erneut der Konsumentenzentrismus als essentiell heraus.

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Customer Experience trifft Conversion – Bernd Lynen

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Den Kunden im Fokus sah auch Bernd Lynen von T-Systems. Sein Vortrag „Customer Experience trifft Conversion“ stellte den emotionalen Mehrwert eines Angebots für den Kunden heraus, anstatt sich nur auf die Produktvorteile zu stützen. Klassische Mundpropaganda würde auch im Online-Bereich wirken: Das EWOM (electronic Word-of-Mouth) habe eine wesentlich höhere Reichweite als das normale WOM (Word-of-Mouth), so Lynen.

Critical Rendering PathGoogle Analytics gezielt zur Optimierung nutzen – Markus Baersch

Wie man „Google Analytics gezielt zur Optimierung nutzen“ kann, erklärte Markus Baersch von der gandke marketing & software GmbH. Nach ihm sollte man Mircorconversions (also kleine Zielvorhaben) und auch negative Ziele (z.B. verlässt der Nutzer den Bereich der Webseite, in dem er sich eigentlich bewegen sollte hin zu einem ungewünschten Ort) einstellen. Das richtige Tagging – die Besucherverfolgung – sei dabei essentiell, jedoch in den meisten Fällen falsch eingerichtet. 

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Ein Beispiel hierfür: Wenn bei Analytics viele der Besucher der Kategorie “other/sonstiges” zugeordnet werden, sollte nochmals genau geprüft werden, was wo getrackt wird, um den Traffic überhaupt detailliert verfolgen zu können. In diesem Zusammenhang empfahl Baersch den Einsatz von UTM-Parametervorlagen. Der professionelle Umgang mit Google Analytics hat sich auch hier wieder als sehr komplex herausgestellt. Die explizite Definition und zielgerichtete Einrichtung von Conversions ist aber sicherlich der erste Schritt auf dem Weg zu einer guten Conversion-Rate.

Mehr Verkäufe dank Psychologie – Thomas Gruhle

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„Mehr Verkäufe dank Psychologie“ versprach im Anschluss Thomas Gruhle von LEAP. Dass Psychologie im Marketing extrem wichtig ist, dürfte kein Geheimnis sein. Was hat es aber mit dem sogenannten Nudging auf sich? Aus dem Englischen to nudge („anregen“, „anstupsen“) entnommen, beschreibt Nudging Methoden der Verhaltensökonomie zur gezielten Beeinflussung des menschlichen Verhaltens.
Doch was bedeutet das genau?

Potenzielle Kunden sollen „geführt“ werden. Ein Beispiel half Gruhles Punkt zu verdeutlichen: Blickt auf einer Website eine Person direkt auf eine Funktion der Seite, so richtet sich die Aufmerksamkeit der Besucher direkt auf die auszuführende Handlung. Dieses Phänomen wird auch Gaze Cueing genannt. Die Wahrnehmung des Menschen ist in diesem Sinne vorhersehbar und daher lenkbar. Um sich dieses Prinzip zunutze machen zu können, empfahl Gruhle eine gewisse Struktur beim Aufbau des Online-Auftritts zu berücksichtigen. So sollten etwa gleichfarbige CTAs oder gleichartige Elemente möglichst nah beisammen stehen. Dabei sollte man ebenfalls im Hinterkopf behalten, dass das Kurzzeitgedächtnis – ganz im Sinne der Millerschen Zahl – überhaupt nur 7 (+/- 2) Dinge behalten kann. Hier schlug Gruhles Vortrag einen inhaltlichen Bogen zum vorherigen Conversion-Talk: Auch in diesem sprachen Odenthal und Ceh schließlich davon, dass eine zu hohe Anzahl unklarer Möglichkeiten den Kunden im Endeffekt verwirren könnte.

Mein Take-Away

Nach einem ereignisreichen Tag voller komplexer Themen und detailreicher Insights lassen sich abschließend folgende Dinge aus der Conversion Roadshow mitnehmen:

  1. Die emotionale Kundenbindung und der Mehrwert für den Kunden stehen im Fokus.
  2. KIs werden immer mehr Einfluss gewinnen, auch und vor allem im E-Commerce.
  3. Die Datenanalyse bleibt immens wichtig, um die Effizienz und Effektivität des Online-Marketings evaluieren zu können.
  4. Traditionelle Marketingmethoden wie das Nudging sollten mit den heutigen technischen Möglichkeiten kombiniert werden.

Und ganz zum Schluss: Die Stimmung auf der Konferenz war durchweg gut. Die Leute hatten Spaß, obwohl wirklich sehr viel los war. Ach ja, und die Currywurst und das Kölsch waren auch sehr lecker 🙂