Am 26.04.2019 fand zum 2. Mal das OMWest Barcamp in Köln statt. Der Hauptsponsor AXA stellte großzügig seine Konferenzräume zur Verfügung und ermöglichte so allen zahlreich erschienen Teilnehmern Sessions beizuwohnen, kräftig zu netzwerken und sich über aktuelle Online-Marketing-Themen auszutauschen. Online Profession war auch dabei.

Wie für Barcamps (“Unkonferenzen”) üblich, gibt es im Vorfeld kein festgelegtes Programm. Vielmehr hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit, den Ablauf des Tages mitzugestalten, indem man eigene Inhalte vorstellen bzw. mit einbringen kann. Die komplette Tages-Planung samt Inhalten entwickelt sich also spontan vor Ort. Zusätzlich ist zu erwähnen, dass es bei Barcamps kein klassisches getrenntes Verhältnis zwischen Redner und Publikum gibt, stattdessen ist das ganze Event komplett interaktiv gestaltet: Vom Spezialisten mit jahrelanger Erfahrung bis zum blutigen Anfänger können sich innerhalb der Sessions alle am Wissensaustausch sowie an den Diskussionen beteiligen. So lernen am Ende alle etwas dazu.

Begrüßung und Sessionplanung

Nach Erhalt des Lanyards wurden alle ankommenden Teilnehmer gruppenweise durch das Gebäude zum Hörsaal geführt, wo die Begrüßung stattfand. Davor erwartete uns ein ausgiebig zurecht gemachtes Frühstücksbuffet mit Fritz Kola, Kaffee und Brezeln. Viel Zeit blieb dafür jedoch nicht, denn die Begrüßung bzw. die Sessionplanung fing – wie auf der Website angekündigt – pünktlich an.

Unter Applaus begrüßte der lässig wirkende Michael Janssen und die äußerst gut gelaunte Verena Scharnetzki uns Teilnehmer. Nach einem speziellen Dank an die Sponsoren, wie AXA, Sistrix und FOND Off, wurde der grobe Ablauf des Tages erläutert, um schnell zur Vorstellungsrunde zu gelangen. 

Anfahrt nach Bielefeld zur OMKB 2019

Jeder stand kurz auf, nannte seinen Namen, sein Twitter-Handle sowie seine 3 Hashtags – dann ging es auch schon los mit der Sessionplanung. Die Sessionplanung kann als Herzstück jedes Barcamps angesehen werden. Jeder Teilnehmer, der eine Session für ein bestimmtes Thema halten will, hat die Möglichkeit, es allen Anwesenden mit wenigen Sätzen schmackhaft zu machen. Abhängig von den bestehenden Interessen wird der Leiter der Session samt seines Themas einem passenden Raum zugeordnet.

Dass die Schlange der Referenten bis kurz vor die Eingangstür reichte, sagt schon einiges über die Vielzahl an vorgestellten Themen aus: Von Sessions, die eher in die klassische Richtung gingen, wie “Linkbuilding für Online-Shops” und “SEA Guidelines”, bis hin zu der ”Zukunft des Voice Searches im SEO” oder dem ”Schreiben von kurzen Gags für Twitter, Blogs” war alles im Angebot.

Aus den Sessions konnte vieles Interessantes mitgenommen werden.

Google Data Studio in the Mix

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In der ersten Session referierte Jens Bardel über die vielseitige Einsetzbarkeit des Google Data Studios (GDS) und gab einen grundlegenden Einblick in den Aufbau der Software. Natürlich ist das Google Data Studio hervorragend dafür geeignet, Daten aus den verschiedensten Quellen zusammenzufassen und zu visualisieren. Wichtige Metriken wie Impressions, Click-Through-Rates (CTR) oder Absprungraten lassen sich so in Berichten ideal veranschaulichen.

Doch die wichtigsten Fragen, die man sich vor der Verwendung des Google Data Studios stellen sollte, sind: Was ist meine Zielsetzung? Für wen ist dieser Bericht gedacht? Welchen Wissensstand hat der Empfänger des Berichts?

Dashboards müssen immer zielbezogen aufbereitet und bei der Interpretation in Beziehung gesetzt werden. Wenn man bspw. eine hohe Besucherzahl über YouTube feststellen kann, ist doch die Frage, wie hoch die Besucherzahlen auf den anderen Kanälen sind. Und inwiefern tragen diese Zahlen konkret zum Erfolg des Kunden bei? Denn eine weitere Schwierigkeit gestaltet sich darin, dem Kunden die visualisierten Daten verständlich zu machen. Versteht der Kunde die ermitteln Daten? Dazu griff Bardel aus dem Schatz der eigenen Erfahrungen und gab z.B. den wertvollen Tipp, die Dashboards thematisch anzulegen, um dem Kunden eine gewisse Übersicht zu gewährleisten. Zusätzlich habe das GDS eine reiche Sammlung an vorgefertigten Dashboards, die kundengerecht eingesetzt werden können.

Für den Einstieg in das Google Data Studio war dies eine sehr lehrreiche Session.

SEO USE CASE

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In der nächsten Session stellte Speaker und SEO-Experte Stefan Godulla seinen SEO USE CASE vor. Der große Konferenzraum war bis zum letzten Platz belegt und lauschte gebannt, als Godulla damit startete die SEO-Strategie für sein neues Projekt vorzustellen.

Dies machte er anhand des Beispiels eines Marken-Spin-offs:

Die zwei wichtigsten Produkte sind der bodyslim, der mit einer sogenannten Elektro-Muskel-Stimulation (EMS) und einer Thermo-Anwendung für Gewichtsreduktion sorgen soll, und der bodystyle, der mit einer lymph-aktivierenden Massage in der Lage ist, Cellulite zu reduzieren. Didaktisch präzise erklärte er zu Anfang, wie er die Zielgruppe aus der Customer Journey ermittelte. Faktoren dabei können sein: saisonale Standards (gute Vorsätze, Bikinifigur), Wunschdenken (ohne Diät, ohne Sport), Lebensereignisse (Hochzeit, Schwangerschaft) oder spezielle Sehnsüchte (straffe Haut, Cellulite).

Die Keywordrecherche fand üblicherweise über Tools wie Answer the Public, Sistrix oder der Google Search Console statt. Die ermittelten Keywords wurden anschließend in Themensilos zusammengefasst, die wiederum in den Silos selbst nochmal thematisch geclustert wurden. Aus diesen wurden anschließend relevante Inhalts-/Unterseiten, interne Verlinkungen sowie erstklassige Backlinks erstellt. Dabei muss beim Linkbuilding darauf geachtet werden, dass die Verlinkungen wirklich Sinn für die User ergeben und deren Erwartungen erfüllen. Positive Nutzersignale sind von entscheidender Bedeutung.  

In der späteren Entwicklung zeigte sich, dass alle ausgesuchten Keywords wirklich ranken. Nach einem kurzen Überblick auf das Monitoring, ging Godulla nochmal auf wichtige Goodies ein: Keywords im Plural haben meist ein höheres Suchvolumen, als die Singular-Variante. Außerdem lässt sich durch eine nachvollziehbare Struktur der Webseite die Relevanz deutlich steigern.

Nach diesem informativen Vortrag ging es in die Mittagspause.

Google Data Studio Live

Nach dem leckeren Essen hatte man die Möglichkeit, den Mittag bei Daniel Sternberger ausklingen zu lassen. Und auch hier wieder das begehrte Thema: Google Data Studio. Sternberger zeigte “live” wertvolle Kniffe, wie man Berichte mit den wichtigsten KPIs ausstatten sowie Graphen und Diagramme hinzufügen bzw. optisch verschönern kann.

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Das Wichtigste, was aus dieser Session mitgenommen werden konnte, ist allerdings aus der Diskussion im Anschluss entstanden: Sternberger räumte ein, dass seine Kunden unvorteilhafterweise die Berichte in der Vergangenheit selten gelesen hätten. Zustimmung hierzu kam auch von anderen Teilnehmern. Am meisten Erfolg hätte es erzielt, wenn man dem Kunden den Bericht per Telefonkonferenz genau erläutert hätte.

Tipps für den Screaming Frog – und kein Qua(r)k

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Im Anschluss verriet uns Niko Oerter von der Agentur Mindshape wertvolle Tipps für den Screaming Frog. Der Screaming Frog ist unumstritten ein mächtiges SEO-Tool. Doch wie bei den meisten Tools, ist es auch hier wichtig zielbezogen vorzugehen, denn:

“Wer einfach draufloscrawlt, kriegt Datensalat.”

Zu Anfang ging Oerter auf typische Crawler-Fallen ein und was man bei der Konfiguration beachten sollte. Der Crawler würde oft nicht gedrosselt werden (HTTP 500 oder 429) – gerade bei E-Commerce-Seiten – sodass oft zu viele URLs gecrawlt werden oder es zu einem fehlenden Rendering durch ein zu kurz eingestelltes AJAX-Timeout kommt. Zusätzlich wurde eine gute Methode vorgestellt, wie man den Pagespeed crawlen und analysieren kann.

Oerter erklärte weiter, wie ein Crawl-Vergleich durchgeführt wird. Dies ist nützlich für Bereiche wie Mobile vs. Desktop oder Googlebot vs. Bingbot. Beide Bereiche werden in Sheets exportiert. Die Vergleichbarkeit findet statt, indem man über die bedingte Formatierung (hierbei die Formel zur Ermittlung der zu formatierenden Zellen verwenden) die Unterschiede mit einer Farbe (z.B. Rot) visualisiert.

Neben Tipps um einen geglückten Relaunch zu überprüfen, gab es noch einen kleinen Einblick in den Link-Score des Screaming Frog: Lange wurde von den Entwicklern verschwiegen, was es damit genau auf sich hat. Basierend auf Auffälligkeiten der eigenen Analyse beschreibt Oerter ihn als keinen “richtigen” internen Pagerank, sondern eher als eine vereinfachte Variante, die Abhängigkeiten von Unique Links aufweist.Der letzte wichtige Punkt war eine Einführung in den Xpath Filter, der es ermöglicht vielseitige Analysen im Quellcode vorzunehmen.

Critical Rendering Path – Einführung in die Page Speed Optimierung

Dass Pagespeed erstaunlich viel zu einem positiven Ranking beiträgt, sollte mittlerweile kein Geheimnis mehr sein. Malte Müller (ebenfall vom Team Mindshape) klärte alle Anwesenden darüber auf, an welchen Punkten man eine Pagespeed-Optimierung ansetzten sollte und welche Rolle der Critical Rendering Path (CRP) dabei spielt.

In der Sessionbeschreibung wurde erwähnt, dass ein Vorwissen in Webentwicklung nicht notwendig sei, um das Konzept des CRPs zu verstehen.

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Zuerst gab es in der Tat einen verständlichen Crashkurs darüber, wie Rendering an sich funktioniert. Vom Parsing, der Umwandlung von HTML-Code in Daten, DOM, CSSOM bis hin zur Darstellung des Bildes wurde alles schrittweise erklärt. Darauf basierend kann man den Critical Rendering Path besser nachvollziehen: Öffnet man eine URL, wird ein Request zur Anzeige der Inhalte ausgelöst. Diesem Request kann erst stattgegeben werden, wenn alle CSS-Dateien und Javascript geladen und verarbeitet wurden. Im Anschluss wird mit dem Rendern der Seite begonnen.

Malte stellte dazu 4 Optimierungsbereiche vor, um die Ladezeitstandards zu verbessern:

  1. Bildkomprimierung: Dateigrößen können mit minify verringert werden.
  2. CSS-Einbindung: CSS-Ressourcen IMMER im Head platzieren und  zusammenfassen.
  3. Javascript-Einbindung: Javascript bestmöglich zusammenfassen und  vor dem </body> platzieren.
  4. Ressourcen-Timing: Blockierung von Custom-Fonds mit display:optional aufheben.

Nach der Session war der Rendering-Prozess tatsächlich besser nachvollziehbar und man ist erstaunt, mit welchen simplen Methoden man den Pagespeed spürbar optimieren kann.

Organische Sichtbarkeit erhöhen mit Pinterest

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Nach einer frischen Tasse Espresso, die von den Jungs der Firma Heiland aufgebrüht wurde, ging es weiter zur 15Uhr-Session: Stefanie Gärtner und Rabea Knippscheer, die zusammen das Unternehmen Limmaland (limma = kleben auf schwedisch) gegründet haben, referierten darüber, wie sie dank Pinterest ihre organische Reichweite erhöhen konnten.

Limmaland verkauft sogenannte IKEA-Hacks, sprich normale IKEA-Möbel werden auseinandergebaut und zu eigenen kreativen Kindermöbeln umgewandelt. Gestartet mit 26 Produkten befinden sich heute über 450 in ihrem Repertoire. Da versteht es sich von selbst, dass Pinterest genau die richtige Plattform ist, um Produkte dieser Art zu verbreiten: Der Anteil der Pinterest-Nutzer wächst ständig, dazu wird es fast ausschließlich von Frauen genutzt, was sich ideal mit der Zielgruppe der Limmaland-Produkte deckt. Wichtig zu erwähnen ist, dass Pinterest eben kein soziales Netzwerk ist, wie oft angenommen wird, sondern eine visuelle Suchmaschine.

Die Frauen von LimmaLand zeigten anhand von Zahlen, wie sie 2018 Monat für Monat regelmäßig ca. 1.000 neue Follower dazu gewinnen konnten. Zum Ende des Jahres waren es etwa 20.000 Follower.

Entscheidet man sich für Pinterest-Marketing, so ist es notwendig dieses aktiv durchzuziehen und kontinuierlich Ressourcen diesbezüglich einzuplanen. Dazu kommt die Einbindung in die komplette Kommunikation, z.B. über das Einbinden der sogenannten Pins in Newsletter oder QR-Codes in Flyer oder Visitenkarten. Wie aktiv man Pinterest konkret betreiben muss, erklärten die Berufs-Bastlerinnen ebenfalls: Es muss jeden Tag gepinnt werden, genauer gesagt mind. 5 Mal am Tag. Dabei müssen es zu 80% die eigenen Pins sein. Und dies stets zur richtigen Zeit.

Diskussionsrunde mit Maik Bruns

Für die letzte Session lockte Maik Bruns mit dem Thema “Was SEO und SEA aus der Webanalyse lernen können”. Doch statt den Experten vor Laptop und Beamer anzutreffen, wartete er geduldig mit Block und Stift auf die eintretenden Teilnehmer. Als alle Plätze besetzt waren, brach er das Eis mit der Frage: Welche Daten werden wirklich im Alltag genutzt? Darüber wollte er mit uns Teilnehmern diskutieren.

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Wie erwartet wurden alle typischen Metriken, wie Impressions, Klickrate, Absprung, etc. zusammengetragen. Da im Raum Teilnehmer sowohl aus dem SEO- als auch aus dem SEA-Bereich anwesend waren, gab es Unstimmigkeiten bei der Priorisierung. Aus der Diskussion ergab sich schnell, dass alle Online-Marketing-Disziplinen oft zu isoliert voneinander arbeiten würden. Statt eine gemeinsame Lösung zu finden, kam man zusammen auf ein gemeinsames Problem: Wie schon bei der Diskussion mit Sternberger in der “Google Data Studio Live”-Session, haben die Teilnehmer die Erfahrung gemacht, dass es schwer ist, dem Kunden die Materie in Zahlen begreifbar zu machen. Auch da sie oft selbst nicht wissen, welche Ziele sie erreichen wollen.

Abschluss-Session

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Weiter ging es zur Abschluss-Session: Michael Janssen und Verena Scharnetzki dankten unter Applaus nochmal allen großzügigen Sponsoren. Die Menge wirkte geschafft, aber um einige Erfahrungen reicher. Im Anschluss wurde dann noch der/die Gewinner der LinkedIn-Verlosung bekannt gegeben.

Nach der Verabschiedung wartete das langersehnte Barbecue auf alle Teilnehmer, die bei Currywurst, Bier und Wein die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen konnten.